Kleiner Hund schläft im Körbchen | Hundeleckerli

Mehr als nur ein Körbchen: Wohlfühlplätze im Haus schaffen

Ein Hund braucht mehr als Auslauf und Futter – er braucht Sicherheit, Struktur und einen festen Platz im gemeinsamen Zuhause. Doch ein einfaches Körbchen in der Ecke erfüllt diese Anforderungen oft nur unzureichend. Ein echter Wohlfühlplatz ist Rückzugsort, Beobachtungsposten und Ruhepol in einem. Wer seine Wohnräume durchdacht gestaltet, schafft nicht nur Komfort für das Tier, sondern fördert auch sein Verhalten positiv. Denn das Umfeld beeinflusst direkt, wie sicher, ausgeglichen und bindungsbereit ein Hund sich fühlt. Ein entspannter Rückzugsort kann dabei helfen, Stress zu reduzieren, übermäßiges Bellen zu vermeiden und das Alleinbleiben zu erleichtern. Gleichzeitig spielt auch die Platzierung eine große Rolle: Ein Ort mitten im Durchgangsverkehr lässt kaum Erholung zu, während eine zu abgelegene Ecke Unsicherheit verstärken kann. Wer seine Umgebung aus Sicht des Hundes betrachtet, findet meist schnell bessere Lösungen. Wohnliche Materialien, visuelle Reize und funktionale Details machen aus einem simplen Liegeplatz eine echte Wohlfühloase. Wie das konkret aussehen kann – und worauf zu achten ist – zeigt dieser Beitrag.

Der richtige Ort im Raum

Wohlfühlplätze entstehen nicht zufällig – sie brauchen bewusst gewählte Standorte. Zentral bedeutet nicht zwangsläufig laut, abgelegen ist nicht immer ruhig. Hunde suchen Nähe, beobachten gern, möchten aber gleichzeitig nicht im Zentrum jeder Bewegung liegen. Ideal ist ein Bereich, von dem aus der Hund das Geschehen überblicken kann, ohne ständig gestört zu werden. Eine ruhige Ecke im Wohnzimmer, mit Sicht auf Türen oder Fenster, aber ohne direkten Durchgangsverkehr, bietet oft die besten Voraussetzungen. Auch der Lichteinfall spielt eine Rolle: Ein Platz mit sanftem Tageslicht fördert Entspannung. Zu starke Sonneneinstrahlung oder Nähe zu Heizquellen sollte vermieden werden – beides kann Unruhe und Unbehagen auslösen. Der Platz sollte weder zu kalt noch zu warm sein, nicht neben Lautsprechern oder Türspalten liegen und gut erreichbar sein – ohne dabei im Weg zu stehen. Wer mehrere Räume nutzt, sollte über zwei bis drei feste Plätze im Haus nachdenken. Das vermittelt Sicherheit und gibt dem Hund die Möglichkeit, sich passend zur Stimmung zu orientieren.

Boxer schläft entspannt auf Decke | Hundeleckerli

Materialien und Ausstattung

Ein guter Wohlfühlplatz besteht nicht nur aus einem bequemen Kissen. Die Materialien müssen atmungsaktiv, temperaturausgleichend und pflegeleicht sein. Kunststoffe oder zu weiche Schaumstofffüllungen fördern Wärme- und Feuchtigkeitsstau, was zu Unruhe oder Hautproblemen führen kann. Besser geeignet sind natürliche Materialien wie Baumwolle, Kokosfaser oder Leinen. Eine rutschfeste Unterlage verhindert, dass sich die Liegefläche ständig verschiebt – gerade bei glatten Böden ein häufiger Stressfaktor. Die Form des Ruheplatzes sollte zur Liegeposition des Hundes passen. Einige Hunde rollen sich ein, andere strecken sich aus. Oval geformte Kissen, orthopädische Matten oder gepolsterte Boxen bieten verschiedene Optionen. Decken oder getragene Kleidungsstücke des Halters können helfen, die Bindung zu stärken und für zusätzliche Geborgenheit zu sorgen. Auch eine erhöhte Position – etwa ein stabiler Liegeplatz mit kleinem Rahmen – kann manchen Hunden mehr Sicherheit vermitteln. Entscheidend ist, dass der Hund den Ort freiwillig aufsucht und sich dort gerne aufhält.

Der Einfluss von Alltag und Struktur

Wohlfühlplätze sind mehr als nur ein physischer Ort – sie sind auch Teil des täglichen Rhythmus. Wer dem Hund beibringt, wann und wie dieser Platz genutzt wird, sorgt für innere Ordnung. Ein Ruheplatz sollte mit positiven Momenten verknüpft sein, nicht mit Strafe oder Ausschluss. Besonders wichtig ist das bei jungen oder unsicheren Hunden. Der Rückzugsort darf niemals zur „Strafecke“ werden, sondern soll Entspannung und Stabilität vermitteln. Klare Abläufe im Alltag helfen zusätzlich. Wird der Platz regelmäßig vor oder nach bestimmten Aktivitäten angesteuert – zum Beispiel nach dem Spaziergang oder nach dem Füttern –, entsteht ein sicherer Rhythmus. Ruhezeiten sollten aktiv gefördert werden: ohne ständige Ansprache, Spielaufforderungen oder Ablenkungen durch TV und Geräusche. Manche Hunde lernen auch gut mit einem festen Kommando, das den Rückzug einleitet. Je konsequenter der Ort mit Entspannung verknüpft wird, desto mehr wird er vom Hund selbstständig genutzt.

Checkliste: So wird der Ruheplatz zum Lieblingsort

Bereich Empfehlungen
Standort Ruhig, übersichtlich, nicht im Durchgangsbereich
Materialien Naturfasern, rutschfest, waschbar, temperaturausgleichend
Form & Größe Passend zur Liegeposition des Hundes, nicht zu klein oder zu weich
Alltagseinbindung Feste Routinen, klare Ruhephasen, keine Störungen durch Medien oder Spiel
Belohnung & Motivation Gezielter Einsatz von Leckerli, positive Verknüpfung mit dem Platz
Anzahl der Plätze Zwei bis drei Optionen im Haus, je nach Aufenthaltsort des Halters

Interview mit Innenarchitektin und Hundebesitzerin Nele Kraft

(Nele Kraft entwickelt Raumkonzepte für Familien mit Haustieren und lebt selbst mit zwei Hunden in einer Stadtwohnung.)

Was macht für Sie einen gelungenen Hundeschlafplatz aus?
„Ein guter Ruheplatz passt sich dem Raum und dem Tier gleichermaßen an. Er wirkt nicht wie ein Fremdkörper, sondern ist in die Umgebung integriert – optisch und funktional.“

Wo sollten solche Plätze im Haus idealerweise liegen?
„Abseits von Trubel, aber nicht isoliert. Viele Hunde wollen Nähe spüren, aber trotzdem ihre Ruhe haben. Räume wie das Wohnzimmer oder Arbeitszimmer sind oft geeigneter als Flur oder Küche.“

Wie sieht es mit Materialien aus – worauf kommt es an?
„Pflegeleicht, aber nicht künstlich. Ich setze auf Baumwolle oder Leinen und achte darauf, dass der Hund keinen Hitzestau erleidet. Auch rutschfeste Unterlagen sind Pflicht – gerade bei Parkett.“

Was halten Sie von mobilen Ruheplätzen für unterwegs?
„Sehr sinnvoll! Ein faltbares Kissen oder eine mitgenommene Decke geben Hunden auch auf Reisen oder im Büro Sicherheit. Der vertraute Geruch beruhigt, gerade in neuen Umgebungen.“

Welche Rolle spielt Ästhetik bei der Gestaltung?
„Eine große. Viele möchten, dass der Hundebereich stilvoll aussieht. Es gibt mittlerweile sehr schöne Designs, die zum Interieur passen und trotzdem funktional bleiben.“

Wie wichtig ist die Verknüpfung mit Ritualen und Routinen?
„Extrem wichtig. Hunde brauchen Wiedererkennung. Ein Platz, der immer nach dem Spaziergang oder nach dem Füttern angesteuert wird, wird schnell zur sicheren Basis.“

Vielen Dank für Ihre konkreten Tipps und Perspektiven.

Labrador liegt ruhig im Haus | Hundeleckerli

Raum für Ruhe und Beziehung

Ein Hund braucht mehr als nur ein Kissen in der Ecke. Er braucht Orte, die Sicherheit und Struktur vermitteln – eingebettet in ein harmonisches Wohnumfeld. Wer solche Ruheplätze mit Bedacht auswählt, stärkt nicht nur das Wohlbefinden des Hundes, sondern schafft auch mehr Klarheit im Alltag. Materialien, Licht, Abläufe und emotionale Verknüpfungen machen aus einem Schlafplatz einen echten Wohlfühlort. Mit natürlichen Elementen, einem bewussten Umgang mit Reizen und gezielter Belohnung kann dieser Ort zu einem stillen Anker im gemeinsamen Leben werden – und zu einem der wichtigsten Bausteine für ein stabiles Miteinander.

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